Eigene Forscherlust macht Daniela Heinrich-Stiller zur innovativsten Lehrerin Deutschlands

Biedenkopf (sval). Daniela Heinrich-Stiller ist Deutschlands innovativste Lehrerin. In einem bundesweiten Wettbewerb, an dem über 6400 Lehrkräfte aus allen Schulformen teilgenommen haben, wählte die Jury die Chemielehrerin an der Biedenkopfer Lahntalschule zur ersten Gewinnerin des Lehrerpreises. Damit würdigte sie das Engagement Heinrich-Stillers, die ihren Schülern mit dem Projekt „Forschen und Entwickeln“ einen handlungsorientierten und fächerübergreifenden Zugang zu einem gesellschaftlich dringenden Thema beschert hat. Ziel der Schülergruppe war es, eine sich selbst zersetzende Folie als Ersatz für Kunststoffverpackungen zu entwickeln. Mit Hilfe einer solchen verrottenden Folie, so der Ansatz der Schüler, könnte die Menge des Kunststoffmülls verringert und die Verpackungen ganz einfach in Kompostieranlagen entsorgt werden. Über mehrere Monate haben die Schüler unter Anleitung von Heinrich-Stiller eigenständig an möglichen Ansätzen geforscht und schließlich eine Folie aus Mais- und Kartoffelstärke hergestellt. Diese haben die Schüler dann in zahlreichen Versuchen mit einfachen Haushaltsmitteln mit Salz, Öl, Honig und Zucker so weit bearbeitet, bis sie einen Werkstoff in gewonnen hatten, der hinsichtlich seiner Festigkeit und Elastizität tatsächlich Plastikverpackungen ersetzen kann. Mit ihrer Entdeckung haben die Schüler anschließend nicht nur im vergangenen Jahr am Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ teilgenommen, sondern ihre mit Honig modifizierte Folie auch zum Patent angemeldet. Denn wie sich in den Experimenten herausgestellt hatte, wurde diese nicht nur auf natürliche Weise zersetzt, sie besaß auch eine desinfizierende Wirkung. Weiterentwickelt kann diese Folie damit nicht nur für Lebensmittelverpackungen, sondern zum Beispiel auch als Wundauflage angewendet werden. Die Jury des Lehrerwettbewerbs lobte vor allem die Herangehensweise, zu der Daniela Heinrich-Stiller ihre Schüler ermutigt hat. Dieses entdeckende Lernen motiviere die Schüler sehr stark, nach Lösungen für Probleme zu suchen. Ein Ansatz, der nicht nur innovativ sei, sondern sich auch leicht auf andere Fächer übertragen lasse, so die Jury. „Das Innovative an diesem Konzept war für die Schüler, dass der Unterricht zwar ein grobes Ziel hatte, jedoch jederzeit auch offen für eigene Ideen und Neuerungen war“, erklärte die ausgezeichnete Lehrerin, die von dem Gewinn des Preises überrascht wurde. Zwar hatte sich Heinrich-Stiller Ende vergangenen Jahres selbst um eine Teilnahme an dem Wettbewerb beworben, „seitdem habe ich aber nichts mehr von denen gehört. Deswegen war ich sprachlos, als ich plötzlich die Mail im Postfach hatte, dass ich ausgewählt wurde.“ Zumal weit über 6000 ihrer Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Republik an dem Wettbewerb teilgenommen haben, der von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband durchgeführt wurde. „Und das ist ja auch nur die Spitze des Eisbergs von Lehrerinnen und Lehrern, die täglich ihren Unterricht vorbereiten“, betont Daniela Heinrich-Stiller. Auf ihren Lorbeeren ausruhen will sich die Chemielehrerin jedenfalls nicht. Es gebe schon Überlegungen für ein weiteres fächerübergreifendes Projekt, das aber in eine ganz andere Richtung gehe, wie sie sagt. Dabei soll der durch die Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommenen Digitalisierung Rechnung getragen werden. „Spruchreif sei dabei aber noch nichts“, so die Preisträgerin. Ihr mache es einfach „unfassbar viel Spaß, selbst forschen und entdecken zu können und ich hoffe, dass sich das vielleicht auch ein wenig auf die Schülerinnen und Schüler überträgt“, beschreibt die innovativste Lehrerin Deutschlands ihre eigene Motivationsquelle. Und wenn es ihr durch diesen Ansatz gelinge, die Schüler für die Probleme unserer Zeit zu sensibilisieren und sie zum Nachdenken darüber anzuregen, dann lohne sich die Mühe und Zeit, die sie in ihre Unterrichtsvorbereitung und -durchführung stecke allemal.

Glückwunsch der LTS

Die gesamte Schulgemeinde gratuliert von Herzen Daniela Heinrich-Stiller, die am 4. Mai offiziell mit dem Deutschen Lehrerpreis für Ihre hervorragende Arbeit ausgezeichnet wird!

Verliehen wird dieser Preis durch den Deutschen Philologenverband und die Heraeus Bildungsstiftung unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Ausgezeichnet werden dabei Lehrkräfte, die in besonderem Maße Lust auf Lernen wecken, dabei neue, innovative und kreative Wege gehen und das Team in den Vordergrund stellen. Frau Heinrich-Stiller stellte dies u.a. in ihrem WU-Chemie Unterricht der Jahrgänge 9 und 10 unter Beweis. Den Schülerinnen und Schülern ist es hierbei gelungen, eine biologisch abbaubare Folie auf Stärkebasis zu entwickeln und damit ein nachhaltiges und ökologisches Verpackungsmaterial. Phasen der Zielfindung, Forschung und Entwicklung waren hierfür nötig, die von Frau Heinrich-Stiller initiiert, angeleitet und orientiert an Methoden wie dem „working out loud“ und „design thinking“ begleitet wurden.

Am 4. Mai findet die Auszeichnung dieser Arbeit statt. Aufgrund der Corona-Pandemie erfolgt dies aber nicht wie üblich in Berlin, sondern virtuell. Für alle Interessierten wird die Verleihung auf www.lehrerpreis.com und via YouTube gestreamt.

Wir freuen uns sehr über diesen tollen Erfolg und Frau Heinrich-Stillers weitere Arbeit für unsere Schülerinnen und Schüler!