Die Q3 zwischen Faszination und Erschütterung in Weimar:
Von der klassischen Dichtkunst zur düsteren Realität der NS-Zeit
Im Rahmen des Deutschunterrichts machte sich die Q3 wie jedes Jahr auf den Weg nach Weimar, um die deutsche Hochkultur von Goethe bis Schiller hautnah zu erleben. Doch auch die dunklen Kapitel der Geschichte wurden nicht ausgespart, so stand einmal mehr der Besuch in der Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald auf dem Plan.
Früh morgens ging es los gen Thüringen. Die beiden Reisebusse mit den beflissenen Fahrern Jürgen und Hans-Werner brachten uns durch Vogelsberg und Rhön bis in den heutigen Freistaat in der ehemaligen DDR. Ohne Umwege trafen wir nach wenigen Stunden direkt in Weimars Altstadt ein. Während die Grundkurse schon mal gemütlich durch die Stadt schlenderten und etwa ein paar traditionelle Thüringer Rostbratwürste genossen, gab es noch zusätzlichen Input für unseren Leistungskurs von Frau Dülfer, der sich schnell auf den Weg ins Schillerhaus machte und dort die Wohn- und Schlafstuben des berühmten Dichters besichtigte.
In nach den Kursen aufgeteilten Gruppen ging es dann – in unterschiedlicher Reihenfolge – in Goethes Wohnhaus, das Goethe Nationalmuseum und auf eine Stadtführung. Highlights im Goethe-Haus waren das Sterbebett der Nationallegende und sein Arbeitszimmer, in dem viele inzwischen weltweit bekannte Werke entstanden sind. Spätestens hier wurde der Geist der Epoche spürbar, der nicht nur die deutsche, sondern die gesamte Weltgesellschaft geprägt hat. Ein besonderes Detail waren hier außerdem die Tapeten, die Goethe einst nach seiner eigenen Farbenlehre ausgewählt hatte.
Die Führung durch das Nationalmuseum erklärte Goethes Leben anhand von sieben Schlagworten: „Genie“, „Gewalt“, „Welt“, „Liebe“, Kunst“, „Natur“ und „Erinnerung“. So bekamen wir auch einen Einblick in das naturwissenschaftliche Arbeiten des Dichters oder erfuhren pikante Details über seine diversen Liebschaften. Ein besonderes Element zwischen den thematischen Räumen war die „Faust-Galerie“. Hier können Besucher jedes in Goethes bekanntestem Werk „Faust“ enthaltene Substantiv auswählen, worauf das Wort und seine Verwendung sogleich in den Raum projiziert werden.
Die Stadtführung mit Weimar-Expertin Gerlinde brachte uns an die wichtigsten Punkte der Stadtgeschichte. Sie zeigte uns die Herzogsschlösser wie auch Goethes Gartenhaus und die Universität des „Bauhaus“, einer der wichtigsten Kunstströmungen in Deutschland. Ihr Ende fand die Führung vor dem Weimarer Nationaltheater, in dem 1919 die neue Verfassung für die erste Demokratie auf deutschem Boden entstand, nach der der Staat fortan auch „Weimarer Republik“ genannt wurde. Das berühmte Goethe-Schiller-Denkmal auf ihrem Vorplatz verabschiedete uns dann vorerst aus der Stadt, denn zunächst ging es zum Hotel, das angenehm gelegen in einer Kleinstadt vor den Toren Weimars lag.
Nachdem die durchaus schicken Zimmer verteilt und bezogen waren, führte uns der Weg zurück mit den Bussen in die Stadt, wo wir uns zum Abendessen aufteilten. Für den Abend blieb nicht allzu viel Zeit, denn die Abfahrt in Richtung Buchenwald war bereits am Morgen angesetzt. Also auschecken und nach dem Frühstück direkt in den Bus. Hatte uns der erste Tag nun also die geistreichen Seiten der deutschen Geschichte gezeigt, brachte uns Tag zwei eindrücklich näher, welche unsagbaren Verbrechen sie ebenso prägen.
Den Einstieg machte eine Filmvorführung zur Geschichte des Konzentrationslagers, in dem auch einige Überlebende zu Wort kamen. Ihre Worte waren mahnend. Aktueller denn je. Anschließend ging es durch das berühmte Tor mit der zynischen Aufschrift „Jedem das Seine“ in das Lager, das über 50.000 Menschen das Leben kostete. Überall auf dem Gelände war diese unbeschreibliche Last zu spüren. Besonders auch im dazugehörigen Museum, in dem detailreich Geschichte und System des Lagers erklärt waren. Am bedrückendsten für die meisten Schüler blieb das Krematorium, in dem der perfide Umgang mit dem Leben die Grausamkeit des NS-Regimes auf beispiellose Weise deutlich machte.
Mit diesen Eindrücken und entsprechend düsterem Wetter traten wir dann die Rückfahrt an. Die Rückfahrt von einer Reise durch das zwiespältige Erbe Deutschlands, die uns die Ambivalenz der Geschichte auf einzigartige Weise aufgezeigt und vergegenwärtigt hatte.
von Johannes Marius Becker, Q3DUEL