Erste Woyzeck-Aufführung an der LTS

Lahntalschüler der Q4 zeigten erstmals Aufführung von Büchners Drama Woyzeck, die bewegte und mitriss

Bewegende Bilder, fesselnde Momente und anhaltende Spannung bis zum Ende – so lässt sich die am vergangenen Donnerstagabend in der Aula der Lahntalschule gezeigte Eigeninterpretation des DS-Kurses der Q4 von Büchners Drama Woyzeck beschreiben. Unter der Leitung von Christina Wege und Ralf Grebe hatten 13 Lahntalschüler ein halbes Jahr lang an einer vollkommen neuen Bühnenfassung des Dramenfragments gearbeitet.
Das sozialkritische Stück, das auf einem wahren Kriminalfall beruht, zeigt den Soldaten Woyzeck, der von seinem Hauptmann und einem Arzt immer wieder erniedrigt sowie für medizinische Forschungszwecke missbraucht wird. Zusätzlich wendet sich schließlich auch noch seine Freundin Marie, mit der er in einer unehelichen Beziehung lebt und einen Sohn hat, dem proletenhaften Tambourmajor zu, obwohl Woyzeck insbesondere die medizinischen Versuche nur über sich ergehen lässt, um genug Geld für das Leben mit seiner kleinen Familie zu bekommen. Die Situation Woyzecks gipfelt am Ende im Mord an Marie, die von ihm in einem Moment vollkommenen Wahnsinns erstochen wird.

Den Fakt, dass Büchner sein Drama zu Lebzeiten nicht vollenden konnte, machten sich die Lahntalschüler in besonderer Weise zunutze. In eindrucksvollen Bildern und tiefgehenden Hörerlebnissen nahmen sie die Zuschauer mit in die schizophrene, chaotische Gefühlswelt Woyzecks sowie in die von Sensationsgier und Moral getriebene Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Ob die Unterdrückung und Verunglimpfung durch den Hauptmann oder die Machtlosigkeit gegenüber dem Tambourmajor, der sich Marie zu eigen machen will – an jeder Stelle ließen die Lahntalschüler das Publikum Gefühle der Figuren, drückende Atmosphäre und die Determiniertheit Woyzecks spüren und eröffneten verschiedene Perspektiven und Interpretationsmöglichkeiten auf das Geschehen. Auch am Ende blieb die Frage offen, wie Woyzeck letztlich zu betrachten ist – als Täter, als Wahnsinniger, als Opfer?

Mit tosendem Applaus belohnten die Zuschauer diese spielerisch unglaublich starke, gesellschaftskritische und eindrückliche Vorstellung des DS-Kurses, für die auch die Schulleiterin Sabine Schäfer-Jarosz Lob und Bewunderung ausdrückte. Es sei nicht einfach, sich mit einem solch komplexen Werk zu beschäftigen, doch dieser Q4-Jahrgang habe eine Besonderheit: Er sei nicht nur besonders kreativ, sondern auch eine sehr enge Gemeinschaft, die miteinander und füreinander arbeite.

Einen großen Dank sprach am Ende Kursleiterin Christina Wege sowohl den Teilnehmern ihres Kurses als auch Klaus Mälzer und Sophia Biedermann an der Technik sowie ihrem Kollegen Ralf Grebe aus, der aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte.

Im Gegenzug bedankten sich die Darsteller bei ihren Lehrkräften für die hilfreiche Unterstützung und das außerordentliche Engagement zur Entwicklung und Umsetzung der erfolgreichen Produktion, die wohl noch lange in den Köpfen des Publikums nachwirken wird.

… weitere Bilder folgen in Kürze