Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938

Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938

Die alljährliche Gedenkveranstaltung bezüglich des 9. November 1938 wurde auch dieses Jahr vom WU-Kurs Geschichte und Politik des 9. Jahrgangs organisiert. Sie fand in der katholischen Kirche Biedenkopf statt. Eingeladen waren die Leistungskurse Geschichte, Politik und Wirtschaft sowie Religion der Q1, außerdem der WU-Kurs Geschichte und Politik des 10. Jahrgangs, der die Gedenkveranstaltung im vergangenen Jahr organisiert hatte.

Zu Beginn haben zwei Schülerinnen eine Einführung in das Thema gegeben. In der Zeit ab 1933 wurden Jüdinnen und Juden systematisch aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt und mussten mit immer mehr Einschränkungen leben. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen angezündet, jüdische Geschäfte geplündert, Juden geprügelt und getötet. Die Polizei hatte die Anweisung bekommen, nicht eingreifen, und die Feuerwehr hatte nur die Aufgabe zu gewährleisten, dass das Feuer nicht auf angrenzende nichtjüdische Häuser übergreift. Offiziell wurden 91 Tote angegeben, doch Historiker vermuten, dass es ca. 1.300 Tote gab.

Über 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in umliegende Konzentrationslager verschleppt. Viele Juden nahmen sich aber auch selbst das Leben, um einer Verhaftung zu entgehen. Die Pogromnacht war der Beginn der systematischen Verfolgung der Juden, in der der Staat diese Verbrechen gebilligt, gefördert und organisiert hatte. Darauf berichteten zwei Schülerinnen über das Schicksal der letzten Breidenbacher Jüdin. Die Geschichte von Hermine Schauß ist sowohl eine schöne als eine traurige. Hermine Schauß war mit dem Breidenbacher Volksschullehrer Albert Schauß verheiratet. Vor der Hochzeit musste sie zum evangelischen Glauben übertreten. 1933 wurde Albert Schauß beurlaubt, weil er mit einer Jüdin verheiratet war. Die Einwohner Breidenbachs sammelten Spenden, damit er seine Tätigkeit als Lehrer weiter ausüben konnte. Dies wurde jedoch von der NSDAP nicht gestattet und Albert Schauß musste seinen Lebensunterhalt als Buchhalter, Mechaniker und Vertreter verdienen. Im Sommer 1943 besuchte ein hochrangiger SA-Mann Breidenbach. In einem Gespräch fand er heraus, dass es doch noch eine Jüdin in Breidenbach gab. Daraufhin wurde Hermine Schauß aufgefordert, sich in Frankfurt zu melden. Eine Frau bot Hermine Schauß an, sie zu verstecken. Da Hermine Schauß diese Frau jedoch nicht gefährden wollte, begab sie sich nach Frankfurt. Am Morgen ihrer Abreise wurde sie von Einwohnern aus Breidenbach verabschiedet, viele haben ihr gewinkt. Von Frankfurt aus wurde sie nach Auschwitz gebracht, wo sie am 12. September 1943 ermordet wurde.

Im Anschluss daran erfolgte eine Verlesung der Namen aller Jüdinnen und Juden, die 1933 im Kreis Biedenkopf in den Orten Gladenbach, Buchenau/Elmshausen und Breidenbach wohnten und von den Nazis ermordet wurden. Durch die Verlesung der Namen sollen die Ermordeten in Erinnerung bleiben, was die Nazis gerade nicht wollten. Entsprechend dem jüdischen Brauch, auf Gräbern zum Gedenken einen Stein auf den Grabstein oder das Grab zu legen, wurde für jede ermordete Person ein Stein niedergelegt.

Die Gedenkveranstaltung wurde musikalisch umrahmt von den Holzbläserinnen und Holzbläser des Musikkurses der Q1. Mit ihren drei Musikstücken aus dem Genre der jiddischen Klezmer-Musik drückten die Musizierenden sehr gefühlvoll die Traurigkeit über das Geschehene aus. Zugleich beinhalten diese Stücke jedoch auch eine große Stärke und die Hoffnung, dass es nie wieder zu solch schrecklichen Ereignissen kommen wird.

Kurs Wahlunterricht Geschichte und Politik, Leitung Christoph Terno

Musikkurs Q1, Leitung Fabian Dörr