Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938

LTS-Schüler gedenken der Opfer des 9. November/ Gedenktag zum 9. November an der LTS

Ein sehr eindrückliches Gedenken an die jüdischen Opfer des 9. November 1938 veranstalteten am vergangen Montagvormittag LTS-Schüler und Schülerinnen aus dem Wahlkurs Geschichte des Jahrgangs 9 in der katholischen Kirche in Biedenkopf.
Angeleitet durch ihre Lehrkräfte Tobias Weißenborn und Christoph Terno erinnerten die Jugendlichen nicht nur auf historischer Ebene an die Geschehnisse der Reichspogromnacht, sondern griffen auch Einzelschicksale jüdischer Menschen aus der Region auf und informierten über politische sowie gesellschaftliche Hintergründe dieser grausamen Nacht von 1938.

Naemi Bodo, die die Veranstaltung mit einer sehr informativen und bewegenden Rede eröffnete, wies nicht nur auf die schrecklichen Geschehnisse dieses Pogroms während des Nationalsozialismus hin, sondern verband das Ereignis mit dem Fall der Berliner Mauer aus dem Jahr 1989 und den Opfern, die diese gefordert hatte. Dabei ließ sie es sich auch nicht nehmen, diese dunklen Momente deutscher Geschichte zu verurteilen und rief zu mehr Mitmenschlichkeit sowie dem Kampf gegen eine historische Wiederholung auf.

Ein besonders bewegendes Einzelschicksal verdeutlichten Carina Hildebrand und Ida Fey anhand der Biografie von Hermine Schauss, einer jüdischen Frau aus Breidenbach, die 1943 nach Ausschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Dabei zitierten die Schülerinnen auch die letzte Zeitzeugin Ursula Ostrowski, die als kleines Mädchen die Deportation von Hermine Schauss in Breidenbach miterleben musste. Die LTS-Schülerinnen übermittelten in diesem Zitat insbesondere Ostrowskis eindringliche Botschaft an die jungen Menschen, statt Gewalt und Hass Verständnis und Akzeptanz gegenüber den eignen Mitmenschen walten zu lassen sowie sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen.

Im Anschluss an diese eindrücklichen Worte trugen die Jugendlichen die Namen und die Todesdaten von 39 jüdischen Opfern aus dem Altkreis Biedenkopf vor und legten für jede genannte Person einen Gedenkstein vor dem Altar nieder, bevor den Zuhörern und Zuhörerinnen eine stille Gedenkminute gegeben wurde.

Musikalische und damit auch atmosphärische Begleitung erhielt die Veranstaltung durch den Musikkurs der Q3 unter Leitung von Fabian Dörr. Mit den Stücken Und as der Rebbe, Oifn Pripetschik und Di Tsimbl aus dem Klezmer, einer in jüdischen Gemeinden Osteuropas entstandenen, instrumentalen Festmusik, schafften die Jugendlichen einen besonderen Rahmen, der den Besuchern und Besucherinnen einen wenn auch kurzen dafür aber tiefgründigen Einblick in die jüdische Kultur gewährte.

Der stellvertretende Schulleiter Christoph Terno erinnerte am Ende auch nochmal an die Menschen, die aus anderen Gründen als ihrer Religion Opfer nationalsozialistischer Ideologie wurden sowie an die Stolpersteine der Thauwinkelstraße in Gedenken an die jüdische Familie Bäcker aus Biedenkopf, die 1943 verfolgt, deportiert, enteignet und in Teilen ermordet wurde. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dafür zu sorgen, dass solche grausamen Geschehnisse wie die des Nationalsozialismus nie wieder gesellschaftlich geduldet werden, so Terno. Mit diesen Worten endete die ergreifende Gedenkveranstaltung, die ihren besonderen Wert sicherlich auch aus der Tatsache schöpft, von jungen Menschen in Zeiten gestaltet worden zu sein, die das Erinnerung an die Folgen ideologischer Verblendung täglich dringlicher erscheinen lassen.