Grüße aus Charleville

C’est Erasmus+ qui paie –
LTS va à Charleville-Mézières

Alles fing an mit einer langen Busfahrt der Firma Wege über Luxemburg und Belgien nach Frankreich – in die schöne Stadt Charleville-Mézières. Uns begleiteten die Lehrerinnen Frau Fischbach-Koch und Frau Tanaj. Die Ankunft war gar nicht so leicht, denn in Frankreich gab es überall Demos gegen die Rentenreform. So auch in Charleville. Glücklicherweise konnten wir letztlich aber vor der Schule parken und unser Gepäck ausladen. Bei der katholischen Privatschule angekommen, wurden wir freundlich von der directrice Mme Manil empfangen. Auf dem Pausenhof wurde jeder von seinem Austauschpartner, der in der 4e oder 3e war, abgeholt. Anschließend gingen wir mit den Partnern in den Unterricht, was zum Teil etwas schwierig war, da wir in der 9. oder 10. Klasse sind. Interessant war, dass es plötzlich einen Stromausfall gab. Das lag an den Demonstranten, die wir an der Schule vorbeiziehen sahen und die wahrscheinlich irgendwo ein Stromkabel durchgeschnitten hatten. So
lernten wir gleich: In Frankreich ist es normal, sich gegen den Staat aufzulehnen, wenn einem etwas nicht passt, im Gegensatz zu Deutschland. Anschließend sind wir mit unseren corres nach Hause in die Familien gefahren, in denen wir alle herzlich empfangen wurden.

Am Freitag mussten wir von 8:10 Uhr bis 17:30 Uhr in den Unterricht. Das College Notre Dame hat helle Klassenräume und Flure, und in jedem Raum hängt ein Kreuz. Die Schule ist in zwei Gebäude aufgeteilt. In einem Gebäude ist die 4e-3e und in dem anderen der Kindergarten, die Grundschule bis zum Jahrgang 5 und die Jahrgänge 6e und 5e (6. Und 7. Klasse). Die Klassen in Frankreich werden anders als in Deutschland ab der sechsten Klasse runter gezählt. Beispielsweise ist die 4e die 8. Klasse und 3e die 9. Klasse. Am Vormittag aßen wir mit unseren Austauschschülern le petit déjeuner. Die Stunden darauf versuchten wir uns am Erasmus-Projekt. Wir fanden uns in Gruppen von drei Deutschen und drei Franzosen zusammen und versuchten, Sprichwörter der jeweils anderen Sprache zu verstehen, mit Hilfe von Bildern zu erraten und die jeweilige Entsprechung eines Sprichwortes in
der Fremdsprache zu finden (z. B. Ce ne sont pas mes oignons. = Das ist nicht mein Bier.). Danach hatten wir Pause, aber anders als in Deutschland wurden die Türen der Schule zugeschlossen und gingen nur mit einem Code auf. Auch durften wir nur in der Pause auf die Toiletten gehen, wodurch wir ein komisches Gefühl bekamen. Zudem sind die Lehrer nicht dafür zuständig, die Schüler bei Fehlen zu entschuldigen, Verspätungen zu dokumentieren oder Aufsicht zu machen. Das übernimmt das Büro der sogenannten Vie Scolaire. Eine Schulstunde in Frankreich geht 55 Minuten, während eine in Deutschland nur 45 Minuten dauert, was ein echter Luxus ist im Gegensatz zu Frankreich. Außerdem müssen die Schüler oft bis 17:30 Uhr in der Schule bleiben. Am Freitagabend um 19:00 Uhr trafen wir uns in der Bowling-Halle, aßen und bowlten mit viel Spaß. Dieses Ereignis und weitere gemeinsame Aktivitäten wurden von Erasmus+ bezahlt.

Samstag und Sonntag verbrachten wir in den Familien und unternahmen viel, zum Beispiel shoppen gehen, Trampolin springen, Go-Kart fahren, Lasertag spielen und Zeit mit der Familie. Den Montag verbrachten wir mit den Franzosen in Reims. Dort besichtigten wir die Kathedrale und später die Firma Lanson mit ihrem Weinkeller für die ortstypische Champagner-Produktion.

Am nächsten Tag sind wir ohne die Franzosen durch Charleville gelaufen, und von Frau Fischbach-Koch wurden uns ein paar wichtige Sehenswürdigkeiten gezeigt, wie zum Beispiel la Place Ducale, ein riesigen rechteckiger Platz mit Häusern rundherum, der dem berühmten Place des Vosges in Paris sehr ähnlich ist. Außerdem sahen wir den grand marionnettiste, eine Riesenmarionette, da Charleville die Welthauptstadt der Marionetten ist. Das nächste internationale Marionetten-Festival findet dort wieder im September statt. Natürlich haben wir auch das Rimbaud-Museum gesehen, denn der Dichter Arthur Rimbaud wurde hier geboren und begraben. Auf Erasmus-Kosten waren wir noch in der Stadt essen und gingen dann zur Schule zurück. Auf dem Weg begannen schon wieder Demonstrationen
wegen der Rentenreform. Es war sehr ungewohnt und dadurch auch sehr aufregend. Manche von uns hatten später noch Begegnungen mit den Demonstranten und einem großen Polizeiaufgebot, dass war sehr spannend.

Am Mittwoch, dem letzten gemeinsamen Tag, waren wir in den Familien und haben die restliche Zeit genossen. Beispielsweise besuchten manche die Burg in Sedan. Am Donnerstag ging es dann um 8:00 Uhr wieder zurück nach Deutschland. Es war ein sehr emotionaler Abschied, und wir freuen uns jetzt schon auf den Rückbesuch der Franzosen. Insgesamt war es eine wunderschöne Erfahrung, bei welcher viele Freundschaften entstanden sind.

 Lea Wolff und Jule Klein