Lahntalschüler ziehen in den „Bann der Vampire“
Lahntalschüler ziehen in den „Bann der Vampire“
Biedenkopf (sval). Vier Jahre lang war die Musical AG der Lahntalschule Biedenkopf aufgrund der Pandemie zur Untätigkeit gezwungen. Umso fulminanter hat sich das Ensemble am Donnerstagabend auf der Bühne zurückgemeldet und seine rund 500 Besucher in den „Bann der Vampire“ gezogen. Dabei begnügte sich die Gruppe jedoch nicht damit, einfach eine der Gruselgeschichten um Dracula und Co. nachzuerzählen. Stattdessen hatte sie einen eigenen Plot entworfen, um allen Beteiligten gerecht zu werden. Denn die große Herausforderung des Stückes habe darin bestanden, die musicalerfahrene Darstellerriege der Oberstufenschüler gemeinsam mit den Neueinsteigern der Unter- und Mittelstufe zur Geltung zu bringen, erklärten die Gruppenleiter Christina Wege und Ralf Grebe. Und das ist den Beiden in der aktuellen Inszenierung auf kongeniale Weise gelungen: Hier wechselten sich kraftvoll-dynamische Massenszenen, in denen die Vampire ihren Blutdurst auf tänzerische Weise zum Ausdruck brachten oder die Dorfbewohner sich die Blutsauger mit Knoblauch vom Leib zu halten versuchen, mit gefühlvollen Soli ab, in denen die Darsteller nicht nur mit beeindruckenden Stimmen, sondern einer ebenso unglaublich intensiven Bühnenpräsenz brillierten.
Bilder: S. Valentin
So konnte das Publikum im emotional-facettenreichen Spiel Enya Mevius die innere Zerrissenheit der Hauptfigur Sarah spüren, die sich einerseits von dem Fürst der Dunkelheit angezogen fühlt, andererseits aber auch um die davon ausgehende Gefahr weiß. Felix Walter wiederum verlieh dem Vampirgraf eine geradezu schmerzhaft-schöne Seite, indem er stimmlich wie auch mimisch schonungslos ehrlich mit seinem Schicksal der ewigen Verdammnis haderte: Ein brutal verletzliches Raubtier, gierig nach Blut und Erlösung, gepeinigt und zerrissen von der eigenen Existenz. Einen famosen Gegenpart zum düster-verführerischen Verlangen des Grafen bildete Sophie Liebelt als wissbegierige Professorin Roswitha, die in ihren rasanten Soloauftritten in brachialer Geschwindigkeit die Überlegenheit des logischen Denkens anpries und dabei in einem atemberaubenden Autorenstaccato dem Publikum berühmte Humanisten und Schriftsteller um die Ohren schmetterte. Und ihrem Assistenten Alfred, gespielt von Vanessa Rehm, nahm man in einem herzzerreißenden und mit eindrucksvoller Stimme gesungenen Liebeslied an Sarah die Angst um seine Liebste bedingungslos ab. Doch nicht nur die Hauptdarsteller glänzten mit grandiosen Stimmen und ausdrucksstarken Auftritten. Selbst die Nebenrollen ließen das Publikum ob ihres Gesangs- und Schauspieltalents immer wieder staunen und begeistert applaudieren: Bruno Molinaro und Nele Zierow als Wirtsehepaar, Lina Dittmann, die mit mystisch-hellem Sopran als Mme X die jungen „Vampirchen“ befehligt, oder Carla Blodig als Magd mit glasklarer Stimme bei „Tot zu sein ist komisch“. Und als sei es noch nicht Herausforderung genug, vor 500 Zuschauern zu stehen, live zu singen und mit ihrem Spiel große Gefühle zu vermitteln, bestachen die Schüler obendrein auch noch mit ausgefeilten Tanzchoreografien, für die sich Wege und Grebe mit Anne Faye die Unterstützung einer professionellen Choreografien gesichert hatten. Neben dem begeisterten Applaus des Premierenpublikums gab es am Ende der Aufführung auch ein dickes Lob der Schulleiterin für das gesamte Ensemble. Was die Gruppe auf die Bühne gezaubert habe, sei zugleich spannend, lustig und bewegend gewesen, sagte Sabine Schäfer-Jarosz. Die Leistungen ihrer beiden Kollegen Wege und Grebe hob sie besonders hervor: „Es geht hier nicht nur um das Vermitteln spieltechnischer Fertigkeiten. Solche Projekte fördern auch die Persönlichkeit der Schüler.“ Ein Dank gebührte aber auch den etlichen Helfern hinter der Bühne, ohne die die Illusion eines so aufwendigen Stückes kaum möglich wäre. Sabine Marinc und Isabell Wenz, die den Vampiren die Todesblässe ins Gesicht schminkten und die Kostüme schneiderten. Klaus Mälzner, der die Darsteller auf der Bühne in wechselndes Licht tauchte und damit die Atmosphäre verstärkte, sowie Fabian Hinn, der als Tontechniker für die Akustik zuständig war. Georg Mertin und die Mitglieder der Kunst AG, die ein grandioses Bühnenbild entworfen hatten, und nicht zuletzt Birgit Grimmeisen und der Verein der Freunde und Förderer, die die finanziellen Auslagen der Musical AG übernahmen. Das sei das Wunderbare an dieser Gruppe, stellten Christina Wege und Ralf Grebe schließlich fest: „Dass hier alle im Team arbeiten und zu einer richtigen kleinen Musical-Familie zusammenwachsen.“ Wer an den beiden vergangenen Abenden noch nicht in den „Bann der Vampire“ gezogen wurde, hat heute noch einmal Gelegenheit dazu. Für 19 Uhr laden die Schüler zum großen Finale des Musicals in die Aula ein.