Moderne Faustaufführung an der Lahntalschule Biedenkopf
Moderne Faustaufführung an der LTS
Lahntalschüler:innen der Q4 zeigen Goethes Faust als moderne Inszenierung
Eine Faustaufführung der besonderen Art wurde den Zuschauer:innen am vergangenen Donnerstagabend in der Aula der Lahntalschule präsentiert. Insgesamt 33 Schüler:innen der Jahrgangsstufe Q4 bewiesen dabei, dass Goethes bekanntestes Werk Faust aus dem 19. Jahrhundert keineswegs alt und verstaubt ist, sondern sowohl Kreativität als auch gesellschaftliches Kritikbewusstsein auf ungeahnte Art und Weise anregen kann. Ein halbes Jahr lang hatten sich die Schüler:innen sowohl mit dem Werk selbst als auch mit verschiedenen u.a. modernen Theaterformen beschäftigt. Im Zuge dessen entstand eine postmoderne Inszenierung, in der die Darsteller:innen Goethes Originaltext mit ihren eigenen kreativen Gedanken und Ideen zusammensetzten. Dabei handelt es sich in dem mit bedeutendsten Werk deutschsprachiger Literatur keineswegs um einfache Kost:
Die im Jahr 1808 veröffentlichte Tragödie greift die Geschichte des in die Jahre gekommenen Doktor Faustus auf, der sich im ersten Teil in einer Lebenskrise befindet. In diesem Zustand lässt er sich auf einen Pakt mit dem Teufel Mephisto ein. Dieser hingegen versucht Faust durch einen verzauberten Verjüngungstrank und die Liebschaft mit dem jugendlichen Gretchen vom rechten Weg abzubringen. Doch Faust führt Gretchen in eine Lebenskrise, in der er sowohl den Tod ihrer Mutter als auch ihres Bruders herbeiführt und sie schwängert. Gretchen bringt ein uneheliches Kind zur Welt, das sie aus Verzweiflung tötet. Nach ihrer Verhaftung versucht Faust mithilfe Mephistos Gretchen vor der Hinrichtung zu retten, muss sie schließlich jedoch ihrem Schicksal überlassen.
Gefühlvoll setzten die Lahntalschüler:innen insbesondere ambivalente Themen wie beispielweise die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem eigenen Seelenheil oder auch die Problematik einer ungewollte Schwangerschaft auf der Bühne in eindrücklichen Bildern um. Neben wirkungsvollen Sprechhören, die immer wieder verschiedene Figuren wie Faust und Gretchen zum Reden brachten, schafften die Spieler:innen es auch durch selbstentwickelte Choreografien die Atmosphäre des Werks einzufangen. So nahmen sie die Zuschauer:innen in den stimmungsvollen Prolog des Himmels sowie in die unheimliche Welt der Hexenküche mit und ließen Gretchens inneren Gewissenkampf lebendig werden.
Auch vom gesellschaftlichen Leben der Faustwelt konnten sich die Besucher:innen während der Aufführung ein Bild machen, das letztendlich die kritische Frage aufwarf, inwiefern die Gesellschaft an Gretchens grausamer Tat eine Mitschuld trägt.
Für ihre beeindruckende Leistung erhielten die Oberstufenschüler:innen anhaltenden Applaus. Insbesondere die Schulleitung lobte die gelungene Inszenierung, die laut Tobias Roth-Wabnegg trotz schwieriger Textvorlage sehr ergreifend gewirkt habe.
Im Gegenzug bedankten sich die Darsteller:innen auch bei ihren Lehrkräften Ralf Grebe und Christina Wege für die hilfreiche Unterstützung und das außerordentliche Engagement zur Entwicklung und Umsetzung der erfolgreichen Produktion.