Praktikum Plus soll Fachkräftemangel bekämpfen

Praktikum Plus soll Fachkräftemangel bekämpfen

Breidenbach/Biedenkopf (sval). Um den Folgen des Fachkräftemangels zu begegnen und jungen Menschen Karrierechancen in der Region aufzuzeigen, haben die Technische Hochschule Mittelhessen (THM), drei heimische Unternehmen und die Gymnasien in der Region eine neue Kooperation geschlossen: Dabei soll interessierten Oberstufenschülern die Möglichkeit eines projektorientierten Praktikums bei den Firmen Weber in Breidenbach, Roth in Buchenau sowie Elkamet in Biedenkopf geboten werden. Ein Pilotprojekt dazu haben nun drei Lahntalschüler bei Weber absolviert. Ein Halbjahr lang waren sie alle zwei Wochen am Donnerstagnachmittag in dem Unternehmen und haben dort eigenständig unter der Anleitung der Praktikumsbegleiter einen Roboter mitsamt Antrieb und Sensoren zusammengebaut und diesen so programmiert, dass er frei in einem Raum fahren kann und Hindernissen ausweicht.

„Für die Schüler stellt das schon eine deutliche Zusatzbelastung dar“, erklärte Daniela Heinrich-Stiller, die die Kooperation als Lehrerin der LTS begleitete. Immerhin hätten sie an mehreren Tagen in der Woche auch nachmittags Unterricht und hätten sich mit der Teilnahme an diesem Projekt noch zusätzliche Arbeit aufgeladen, obwohl diese nicht benotet werde. „Da ich mich aber auch privat so ein bisschen für das Programmieren interessiere, hat mich das schon gereizt“, gibt Dominik Simon, einer der drei Schüler, zu. Für ihn sei hingegen eher das Verlangen ausschlaggebend gewesen, neben der reinen Wissensvermittlung in der Schule auch mal etwas praktisches machen zu wollen, erklärt Philipp Werner. Und auch Paul Meier als Dritten im Bunde hat das Interesse an Maschinenbau, Elektrotechnik und Softwareentwicklung zur Teilnahme bewogen. In allen drei Bereichen mussten die Lahntalschüler nämlich tätig werden: Am Computer haben sie die Bauteile für das Roboterfahrzeug entworfen, die anschließend mit dem 3D-Drucker ausgedruckt wurden und dank einer speziellen Software konnten die Schüler auch nach einer kurzen Einarbeitungszeit ein eigenes Programm schreiben, um das Fahrzeug selbstständig durch den Raum fahren zu lassen. Wie viel Spaß ihnen das Projekt gemacht hat, zeigt nicht zuletzt die Aussage Dominik Simons, dass die zwei Stunden alle zwei Wochen im Grunde zu wenig gewesen seien. „Ich denke, es würde mehr bringen, wenn man konzentrierter am Block daran arbeiten kann“, betont er. Denn mit einer 14-tägigen Pause zwischen den Projektzeiten sei doch immer wieder ein wenig Wissen verloren gegangen, das sie sich dann noch einmal aneignen mussten. Die Anregung der Jugendlichen hat Gerd Manthei, Leiter des Campus Biedenkopf der THM, für das Praktikum Plus aufgenommen, für das die Hochschule bereits einen Förderantrag gestellt hat. „Jetzt liegt es an euch, eure Begeisterung an eure Schule zu tragen und dort Werbung für uns zu machen“, richtete sich Manthei an die drei Schüler. Dabei gehe es auch letztlich gar nicht darum, alle Interessenten von einem Studium Plus zu überzeugen, sondern ihnen die Ausbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die die heimischen Unternehmen bieten. Deren Fülle sei vielen nämlich gar nicht bewusst, gab auch Daniela Heinrich-Stiller zu: „Ich hatte selbst nicht auf dem Schirm, welche Chancen es hier bei uns in der Gegend alles gibt.“ Aber auch die beteiligten Unternehmen haben ein großes Interesse an dem neuen Praktikum Plus, das deutlich über die normalen Schulpraktika hinausgeht. „Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig“, betonte Anne-Kathrin Roth, „und dieses Projekt gibt uns die Möglichkeit, den jungen Menschen zu zeigen, was wir ihnen alles bieten können.“ Hartmut Blöcher, Geschäftsführer bei Weber, sieht dabei auch kein Konkurrenzdenken zwischen den drei beteiligten Unternehmen, die alle vor derselben Herausforderung stünden, Fachkräfte zu finden. „Ausbildung ist die Grundlage für die Zukunft und das war in der Vergangenheit immer die Stärke unserer Region. Deswegen müssen wir auch gemeinsam daran arbeiten, dass das in Zukunft so bleibt.“ Bevor das Praktikum Plus Anfang kommenden Jahres ganz offiziell startet, gibt es in den kommenden beiden Wochen noch einmal einen Probelauf mit acht Schülern vom Städtischen Gymnasium Bad Laasphe. Sie werden bei Elkamet tätig sein und nach Auskunft Michael Schmidts dort verschiedene Modelle aus dem Bereich der Bionik bauen, die auch mit Sensoren arbeiten. Neben LTS und Städtischem Gymnasium richtet sich das Praktikum Plus auch an die Schüler des Schlosses in Bad Laasphe und der Europaschule Gladenbach.