Stehende Ovationen für die „Herrin der Ringe“

Stehende Ovationen für die „Herrin der Ringe“

Biedenkopf (sval). Mit einem fast fünfstündigen Programm, aufgeteilt auf zwei Abende, haben die Biedenkopfer Lahntalschüler bei ihren traditionellen Frühlingskonzerten in der katholischen Kirche einmal mehr ihre große Liebe zur Musik unter Beweis gestellt. Rund 1000 Besucher erlebten dabei eine mitreißende Melange aus Melodien, die von irischen Traditionals und beliebten Evergreens über klassische Kompositionen und Musicalhits bis hin zu Rock- und Popsongs reichte. Den Auftakt machten die jüngsten Instrumentalisten der fünften und sechsten Klassen: Egal ob als Streicherensemble, Bläser oder im gesamten Orchester – die Neulinge auf der großen Konzertbühne überraschten bei ihren Stücken mit einer Spielsicherheit, die kaum vermuten ließ, dass einige der Schüler ihr Instrument erst seit etwas mehr als einem halben Jahr spielen. Dabei brachten sie so unterschiedliche Stücke zu Gehör wie die Melodien von Mozart, die Titelmusik von „Pippi Langstrumpf“ oder den gemeinsamen intonierten „Schwerttanz“.

Das Jugendorchester meisterte die besonders anspruchsvollen Filmmelodien von J. Williams aus „Starwars“ und „Jurassic Park“ und Edward Elgars majestätisches Prunkstück „Pomp and Circumstances“ mit beeindruckender Spielfreude. Einen absoluten Kontrast dazu bildete die Band „Against the W.R.L.D“ mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe Q2, die unter anderem mit dem Black Sabbath-Klassiker „Paranoid“ die Augen selbst hartgesottener Metal-Fans zum Leuchten brachten. Dass Leadsängerin Enya Mevius aber auch die ruhigeren Töne beherrscht, zeigte sie am zweiten Konzertabend mit neuer Besetzung im Rücken. Gemeinsam mit der vor zwei Jahren neu gegründeten Schulband stimmte sie groovige Titel wie Steve Wonders „Superstition“ oder das „I will survive“ von Gloria Gaynor an. An diesem Abend gesellten sich in dem bunten Programm zu den Instrumentalisten des Vortages auch die Vokalisten der Chorklassen 5 und 6 sowie des Schulchores, der sich seinem Publikum in deutlich verjüngter Zusammensetzung präsentierte. Das sei eine der Folgen der Pandemie, „nach der wir mit der Chorarbeit quasi ganz von vorne anfangen mussten, weil lange Zeit kein Gesang erlaubt war“, erklärte Chorleiterin Christina Wege. Umso höher sind die Leistungen der jungen Sängerinnen und Sänger zu bewerten, die bei ihren Auftritten förmlich strahlten und ihre Zuhörer mit Stücken wie dem fein intonierten „O Moon“ oder „A Million Dreams“ erfreuten. Den Höhepunkt der abwechslungsreichen Konzerte bildeten aber die meisterhaft anmutenden Darbietungen des 42-köpfigen Schulorchesters unter der Leitung von Bianca Nassauer, das mit seiner Leistung einem Sinfonieorchester in nichts nachstand. Vor allem der gemeinsame Auftritt mit Carlotta Bach, die mit ihrem ebenso gefühlvollen wie beeindruckenden Sopran in der monumentalen Filmmusik aus „Der Herr der Ringe“ glänzte, begeisterte das Publikum so sehr, dass es die Musiker und die Sängerin mit stehenden Ovationen feierte. Den Schlusspunkt setzten schließlich die Mitglieder der Big Band, die zunächst mit schwungvollen Rhythmen das Tempo steigerten, um dann gemeinsam mit dem Orchester den „Lord of the Dance“ zu beschwören und die Besucher mit dem „Irischen Segen“ in den Abend zu verabschieden. Bereits am Vortag hatte die Big Band bewiesen, dass sie die Stimmung ordentlich anheizen kann. So verlangte das Publikum am ersten Abend lautstark nach einer Zugabe, bei der Charly Mutschler das Dirigierpult verließ und die Big Band auch ohne Leitung mit „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten nachlegte.
Ein solches musikalisches Großereignis im Schulalltag könne nur als Gemeinschaftsarbeit funktionieren, freute sich Fachschaftsleiterin Bianca Nassauer. Zu diesem Team gehörten nicht nur ihrer Musiklehrerkollegen wie Christina Wege, Réka Mengel und Fabian Dörr, der sogar extra für das Konzert seine Elternzeit unterbrochen hatte. Ebenso gehörten dazu treue Seelen und fleißige Helfer wie Johannes Tunyogi-Csápo, der sich um die Technik gekümmert hat, Charly Mutschler, Klaus-Jürgen Höfer und Birgit Grimmeisen und die Instrumentallehrer, die die Musizierenden unterstützt haben oder auch Manuel Böhm, der gleich in mehreren Rollen aktiv war – als Pianist und Dirigent des Orchesters. Aber die wichtigsten Akteure seien die über 200 Schülerinnen und Schüler, stellte Nassauer fest. Ohne ihre Freude an der Musik, die sie bei solchen Konzerten spürbar ausstrahlten, wären die Frühlingskonzerte nicht möglich.