Felix Walter zeigt, wie man sein Gehirn überlistet

Biedenkopf/Steffenberg (sval). Bekommen Schüler, die ein Musikinstrument spielen, in der Schule bessere Noten, als andere? Diese Frage hat Felix Walter bis ins Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend präsentiert“ in Berlin gebracht. Der Steffenberger, der die Lahntalschule in Biedenkopf besucht, ist selbst passionierter Musiker und Sänger und interessiert sich deswegen für alles, was mit dieser Leidenschaft zusammenhängt. So hat er in der Vergangenheit schon aufwendige Musikvideos produziert, die zum Beispiel beim musikalischen Adventskalender der LTS für Aufsehen gesorgt haben, oder eigene Lieder geschrieben, in denen er sich für den Frieden einsetzt. Daher brauchte es nicht viel Überzeugungsarbeit, als seine Lehrerin Daniela Heinrich-Stiller auf ihn zukam und ihn auf eine mögliche Teilnahme an dem Wettbewerb ansprach. Als Thema schlug sie dabei den Einfluss von Musik auf die schulischen Leistungen vor, den Felix einmal untersuchen könnte. Daraufhin entwickelte der 18-Jährige einen Fragebogen, den er online unter allen Schülern der LTS verteilte. Aus den dadurch gewonnenen Erkenntnissen erstellte er schließlich eine Präsentation, die er in Form eines Videos auf die Plattform des Wettbewerbs hochlud. Darin zeigte er etwa auf, dass es für die schulischen Leistungen sehr wohl einen großen Unterschied macht, ob jemand musikalisch ist oder nicht. „Wenn man ein Instrument spielt, erfordert das eine große Anstrengung vom Gehirn, bei der die unterschiedlichsten Areale angesprochen werden. 

Dadurch bilden sich neue Netzstrukturen, die auch für andere Aufgaben genutzt werden können“, fasst Felix seine Forschungsergebnisse zusammen. „Irgendwann kam dann die Mitteilung, dass ich es in Länderfinale für Hessen geschafft habe“, erinnert er sich. Für ihn sei das durchaus überraschend und auch ein Stück befreiend gewesen, gibt er zu. Zumal er kurz vor der Ablauffrist für das Hochladen der Videos das ganze Projekt begraben wollte, „weil es doch sehr zeitintensiv war“, erzählt er. Heute ist er froh, dem Rat Heinrich-Stillers und seiner Musiklehrerin Bianca Nassauer gefolgt zu sein, diesem Impuls nicht nachzugeben und weiterzumachen. Denn die Mühen haben sich gelohnt. Immerhin hat er es mit der Länderfinalteilnahme von den über 6000 Teilnehmern an dem Wettbewerb unter die letzten 800 geschafft. „Vor dem Länderfinale haben wir dann verschiedene Coachings erhalten – zum Beispiel in Rhetorik oder wie man Sachverhalte sinnvoll darstellt, damit sie auch die adressierten Zielgruppen ansprechen“, erzählt der 18-Jährige. Offensichtlich hat er seine Sache gut gemacht, denn die Jury entschied, dass Felix Weg weitergehen sollte. Sie kürte ihn zu einem der deutschlandweit 125 Teilnehmer für das Bundesfinale des Wettbewerbs in Berlin. „Allerdings musste dafür eine neue Aufgabe erfüllt werden, die mit dem Oberbegriff ‚Raum‘ zu tun haben sollte“, erklärt Felix. Auf der Suche nach einem neuen Thema ließ er sich von den aktuellen zeitpolitischen Geschehnissen beeinflussen. Er wollte herausfinden, wie man es angesichts der vielen negativen Berichte über den Krieg in der Ukraine, Corona und die Energiekrise schaffen kann, Raum für positive Energie im Alltag zu schaffen. Dabei fand er heraus, dass das limbische System als urgeschichtlich sehr alter Teil unseres Gehirns für schnelle, unbewusste Reaktionen auf äußere Reize zuständig ist. Früher, als das Leben davon abhing, etwa vor wilden Tieren zu flüchten, sei das sicherlich sinnvoll gewesen, erklärt Felix. Heute führten die Reaktionen des limbischen Systems hingegen mitunter zu unerwünschten Überreaktionen auf vermeintlich „gefährliche Situationen“ – etwa wenn ein Streit ungewöhnlich schnell eskaliert oder im Netz Hasskommentare auf als bedrohlich empfundene Nachrichten abgegeben werden. „Gegenüber den Steinzeitmenschen haben wir aber den Vorteil, dass wir bewusst unseren Verstand einsetzen können, um eine Situation zunächst zu bewerten“, betont Felix. Das sei zwar schwierig, weil das limbische System im Bruchteil einer Sekunde und ohne nachzudenken funktioniere, während bewusste Entscheidungen ein Überdenken und damit mehr Zeit und Energie erforderten. Aber durch gezielte Entspannungstechniken und Visualisierungen könne dies gelingen, sagt Felix Walter. Es bedürfe eben nur ein wenig Anstrengung und vor allem der Nutzung des eigenen Verstandes, negativen Ereignissen mit positiven Emotionen zu begegnen.