Fulminante Auferstehung der Musik

Biedenkopf (sval). Kaum ein anderer Fachbereich an den Schulen hat unter der Pandemie so sehr gelitten, wie die Musik: Chöre durften über Monate nicht singen, Bläser wegen des Aerosolausstoßes nicht spielen und Streicher nur in Kleingruppen proben. Umso beeindruckender ist es, wie fulminant sich die Musiker der Lahntalschule Biedenkopf nun mit einem Orchesterkonzert in der katholischen Kirche auf der musikalischen Bühne zurückgemeldet haben. Über zwei Stunden lang bewiesen 66 Akteure im Orchester, verschiedenen Ensembles und Bands sowie Solisten, dass sie nichts von ihrer Musikalität eingebüßt und sich darauf gefreut haben, dies endlich wieder einem großen Publikum zeigen zu können. Dafür gab es für die Schüler ein dickes Lob der Fachschaftsvorsitzenden Bianca Nassauer: „Wir haben die Herausforderung angenommen, in der schwierigen Phase online Kontakt gehalten und dadurch auch unser Niveau. Deswegen bin ich so stolz auf euch, dass ihr das durchgehalten und diesen Abend möglich gemacht habt.“ Dass das aber letztlich zu großen Teilen auch der Verdienst Nassauers und ihrer Musiklehrerkollegen ist, verdeutlichte Schulleiterin Sabine Schäfer-Jarosz. „Mit viel Kreativität und Einsatz ist es ihnen gelungen, die Musik während dieser zwei Jahre aufrecht zu erhalten“, betonte sie. Für die Schülerinnen und Schüler sei das sehr wichtig gewesen, um nicht den Spaß an der Musik zu verlieren. In diesem Sinne konnte Fachbereichsvorsitzender Marco Otto der Pandemie sogar etwas Gutes abgewinnen: „Erst wenn etwas nicht mehr da ist, merkt man, wie sehr man es vermisst.“ Und ihr Verstummen während dieser Zeit habe Schüler, Eltern und Lehrer die Musik extrem vermissen lassen. Wie sehr das der Fall ist, brachten die Akteure in dem Konzert mit großartiger Spielfreude zum Ausdruck. Schon mit John Williams legendärer Titelmusik aus „Star Wars“ startete das Orchester unter Leitung von Bianca Nassauer buchstäblich galaktisch in den Abend, in dessen Verlauf sich die Musiker immer weiter steigerten: Über den „Blumenwalzer“ aus Tschaikowskys „Nussknacker-Suitze“ über das „Aragonaise“ aus der Oper „Carmen“ bis hin zum kraftvollen Besuch „In der Halle des Bergkönigs“ aus der „Peer Gynt-Suite“. Besonders glänzten dabei auch Lina Blöcher und Joshua Hoffmann mit ihren Geigen- und Oboen-Soli. Daneben koppelten sich auch immer wieder Streicher-Ensembles aus dem großen Orchester aus und überzeugten mit Arien von Händel oder Tango-Variationen. Auf eine kleine Rarität machte Klaus-Jürgen Höfer die Zuschauer aufmerksam: „Es gibt nicht viele Schulen, die eine Fagottgruppe haben.

Die LTS hat sogar gleich sechs Fagottistinnen“, stellte er fest und spielte zusammen mit diesen unter anderem den Kanon „Nach dieser Erde“, der zu einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Welt aufruft. Ohnehin spielte bei dem Konzert nicht nur die Musik eine wichtige Rolle, sondern auch die Botschaften, die damit vermittelt wurden. So trug Celine Glöser zwischen den Instrumentalstücken etwa eine Meditation vor, die sie während Corona geschrieben hat und in der sie an die Menschen appelliert, ehrlicher mit ihren Gefühlen zu sein und auch einmal zuzulassen, Angst und Schwäche zu zeigen und sich von anderen helfen zu lassen. Neben klassischer Musik sollte aber auch die Unterhaltungsmusik nicht zu kurz kommen. Für sie waren die Band der E-Phase zuständig, die mit unter anderem mit Bill Haleys „See you later aligator“ rockige Töne anschlug. Zudem stellte sich erstmals die von Charly Mustchler geleitete PEP-Band dem Publikum vor. Deren Mitglieder könnten zwar nicht marschieren, wie es für eine Marching-Band üblich sei, sagte Mutschler. Aber sie könnten deren typisch peppige Musik spielen, was die Band denn auch mit „YMCA“ oder „Smoke on the water“ tat. Zu den Glanzpunkten des Abends gehörten aber vor allem auch die Soli der Schüler – allen voran Carlotta Bach, die trotz heißerer Stimme zusammen mit dem Orchester als Sopranistin mit Bizets „Habanera“ oder Bachs „Schafe können sicher weiden“ begeisterte. Eingängige und mitreißende Duette boten aber auch Felix Walter, Noemi Reuter und Katharina Rompf – unter anderem mit dem selbst geschriebenen Stück „Verlangen nach Frieden“, den sie auch für einen Friedenssong-Wettbewerb eingereicht haben. Sein Improvisationstalent an der Orgel stellte hingegen mehrfach Manuel Böhm unter Beweis, der sich von bekannten Toccaten inspirieren ließ und diese an der Orgel in ein neues Gewand hüllte. Auf den nächsten musikalischen Höhepunkt der Lahntalschüler müssen deren Fans nur einen knappen Monat lang warten: Am 15. Juli kommen nach dem Orchester die Chöre und Bands bei einem Konzert in der Schule zum Zug.