Nordische Schildmaid erzählt vom Leben der Wikinger
Biedenkopf (sval). Wie sehr sich das medial geprägte Bild der Wikinger von der historischen Wirklichkeit manchmal unterscheidet, hat die Fantasy-Autorin Mira Valentin in einer Lesung den Neuntklässler der Lahntalschule Biedenkopf vermittelt. Mit ihrer Nordblut-Saga hat sie eine vierbändige Romanreihe geschaffen, in der sie die Lebens- und Glaubenswelt der Nordvölker detailreich nachzeichnet und diese so teilweise auch in einem neuen Licht erscheinen lässt. Wer bislang zum Beispiel glaubte, die Wikinger seien dreckige, stinkende Barbaren gewesen, den musste Valentin enttäuschen. Aus Aufzeichnungen wisse man heute, dass die Wikinger mitunter sogar einen übertriebenen Hang zur Körperpflege hatten und sogar die Männer Kämme nutzten, um ihr langes Haar geschmeidig zu halten. Auch die Vorstellung der Wikinger als Seefahrer mit hörnerbesetzten Helmen auf den Köpfen, die plündern und brandschatzend über die Meere gezogen sind, stimme nur teilweise. „Es gab zwar auch die Seefahrer, aber die meisten waren Bauern und blieben zuhause“, erzählte Valentin. Und auch der Helm mit den Hörnern sei eine Erfindung von Roman- und Drehbuchautoren. Wahr ist hingegen, dass sich die nordischen Hühnen, die für damalige Verhältnisse tatsächlich sehr groß waren, tätowieren ließen, um angsteinflößender zu wirken – manchmal sogar am ganzen Körper. Zudem wisse am seit einigen Jahren aufgrund von Grabfunden, dass der Mythos der Schildmaid, also in den Schlachten kämpfender Frauen, keineswegs erfunden ist. „Es wurden Gräber gefunden, die neben den Knochen auch zahlreiche Waffen enthielten. Man dachte immer, dass es sich dabei um einen großen Krieger handeln müsse. Aber Untersuchungen der Knochen haben ergeben, dass es sich dabei um Frauen handelte“, berichtete die Autorin. Und woher weiß sie so viel über das Leben der Wikinger? Bevor sie mit dem Schreiben ihrer Bücher begonnen habe, habe sie sehr viel mit Archäologen und Historikern gesprochen, unzählige Literatur zu dem Thema gelesen und etliche Recherchereisen in den hohen Norden unternommen, um alles über die Wikinger zu erfahren und somit auch realistisch über sie schreiben zu können. Dass sie dann zu den wahren Fakten auch noch jede Menge Fiktion hinzudichtete, sei die Freiheit eines Autors, der die Leser mit seinen Geschichten natürlich auch fesseln und unterhalten wolle. So hat Leif Eriksson etwa in ihren Geschichten mit einer Seekrankheit zu kämpfen, was bei der tatsächlichen historischen Person sicherlich nicht so war – immerhin hat der berühmte Seefahrer über 400 Jahre vor Columbus Amerika entdeckt. Wahr ist hingegen, dass die Wikinger für eine Technologie Pate standen, die heute fast jeder täglich benutzt. Denn das Wort Bluetooth, was ins Deutsche übersetzt ja „Blauzahn“ bedeutet, geht tatsächlich auf den dänischen König Harald Gormsson zurück, der den Beinamen „Blauzahn“ trug, erklärte Valentin den Schülern. „Und das Bluetooth-Symbol besteht aus den Runen für H und B – eben Harald Blauzahn“, ergänzte sie. Neben den Einblicken in das Leben der Wikinger plauderte die Autorin aber auch ein wenig aus ihrem eigenen Leben als Schriftstellerin. 25 Bücher hat sie bereits herausgebracht – einige davon bei Verlagen, die meisten jedoch als Self-Publisher. Dafür müsse man zwar mehr bezahlen, weil man alle Kosten selber trage, erklärte Valentin. „Dafür verdient man daran aber auch das Drei- bis Zehnfache wie mit einem Buch im Verlag.“ Wie lange sie an ihren Büchern schreibe, wollte ein Schüler wissen. Am ersten habe sie tatsächlich eineinhalb Jahre gesessene, erwiderte Valentin. „Damals habe ich das aber auch noch nebenberuflich gemacht. Heute ist das Schreiben mein Hauptberuf und ich sitze manchmal den ganzen Tag am Computer und schreibe. Da kann man einen Buch auch schon mal in einem halben Jahr fertigstellen.“ Auch die Frage, woher sie die Inspirationen für ihre Geschichten nehme, wurde von den Schülern gestellt. Im Grunde könne das alles sein, erklärte die Autorin: Ein Artikel in einer Zeitung, ein Bild oder auch Post in den Sozialen Netzwerken. Kürzlich habe sie zum Beispiel ein Foto von Klöstern auf einem Berg in Griechenland gesehen, was bei ihr sofort das Kopfkino in Gang gesetzt habe. „Dann fange ich an, eine Idee darüber zu spinnen. Manchmal bleibt es dabei und manchmal steck aber auch mehr dahinter“, erklärte sie. Dann könne aus diesem einfachen Impuls vielleicht auch ein Buch entstehen, animierte Valentin die Schüler, es ruhig auch einmal selbst zu versuchen.