Wie Tiktok und Youtube im
Chemieunterricht helfen

Biedenkopf (sval). Corona hat der Digitalisierung an den Schulen einen gewaltigen Schub nach vorne verliehen. Dazu gehört auch das Projekt „DigitalSchoolStory“, das aus den Schulschließungen während der ersten Welle im vergangenen Jahr geboren wurde. „Damals haben sich rund 6000 Menschen aus ganz Deutschland virtuell darüber ausgetauscht, wie man Schule verändern kann“, erinnert sich Daniela Heinrich-Stiller, Chemie- und Biolehrerin an der Lahntalschule Biedenkopf, die ebenfalls zu dieser Gruppe gehörte. Mit zwei elften und einer zehnten Klasse hat sie die Ergebnisse aus diesem virtuellen Brainstorming nun im Unterricht umgesetzt und damit ihre Schüler begeistert. „Bei DigitalSchoolStory geht es darum, Themen aus dem Unterricht in eigene Geschichten zu verpacken und diese im Social-Media-Style zu verfilmen“, erklärt Heinrich-Stiller. Anfangs seien sie durchaus skeptisch gewesen, gibt Simon Weidenhübler als einer der beteiligten Schüler zu: „Unsere soziale Medienwelt plötzlich im Unterricht? Wie sollte das denn gehen?“ Trotz aller Skepsis ließen sich die Schülerinnen und Schüler auf den Versuch ein – wobei sicherlich auch die prominente Unterstützung ein motivierender Faktor war. Per Videokonferenz gaben nämlich die beiden Tiktok- und Youtube-Stars Monumental Mo (Mo Ankare) und Wissensbert (Robert Göring) den Schülern Tipps und Hilfestellungen, wie man trockenen Wissensstoff in spannende Videos verpackt. Als Themen hatten sich die Schüler „Fossile Brennstoffe“ sowie den Nutzen der Chemie im Alltag ausgesucht. „Zunächst haben wir Storyboards als grundsätzliche Struktur für den Inhalt der Videos entwickelt“, erklärt Simon Weidenhübler. Immerhin galt es, eine riesige Fülle an Informationen zu verschiedenen Themen wie Chemie am Mountainbike oder beim Backen und Aromafakes im Joghurt in ein Video zu packen, das weder überfrachtet sein, noch zu wenig Wissen vermitteln sollte. „Es war ein ganz schönes Stück Arbeit, die einzelnen Recherchen unterzubringen und die wichtigsten Informationen herauszugreifen“, erzählt der Schüler. Anschließend haben die einzelnen Gruppen ihre Ideen in kurze Filmsequenzen umgesetzt – mal mit Hilfe von Playmobilmännchen, mal als eigene Schauspieler. „Jede Gruppe wählte einen eigenen Weg, ihr Thema möglichst interessant zu vermitteln“, sagt Weidenhübler. Ihm persönlich habe das Schneiden und Arrangieren des Rohmaterials besonders viel Spaß gemacht, „weil das Videoediting etwas ist, was ich auch privat sehr gerne mache.“ Weidenhübler ist sich sicher: Dass die Schüler etwas machen konnten, was sie auch in ihrer Freizeit erleben, habe sich sehr motivierend ausgewirkt. „Es war eben nicht diese Frontalbeschallung, bei der der Lehrer uns was beibringt, sondern wir lernten selbst“, berichtet er. Genau das sei die Idee, die hinter „DigitalSchoolStory“ steckt, freut sich Daniela Heinrich-Stiller über die Begeisterung ihrer Schüler: Sie bekämen nicht passiv Wissen vermittelt, sondern erarbeiteten sich dieses aktiv durch ihr Handeln und die Überlegungen beim Produzieren der kleinen Lehrfilme. Solches Wissen verankere sich auch viel tiefer im Gedächtnis. Und wer weiß, vielleicht sieht man ja irgendwann einmal den einen oder anderen Schüler der Lahntalschule als nächsten Star auf Youtube.